Pushingparacycling

...und meine überraschende Reise in den Profisport!

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Die Kindheit über nachts und zeitweise sogar tagsüber drückende und juckende Schienen an den Unterschenkeln tragen, Operationen, mehrmals im Jahr zum Orthopädietechniker für neue Einlagen marschieren, die Schwierigkeiten passende Schuhe zu finden - ob mich das gestört hat? Naja, toll war es nicht, aber es gehörte eben einfach dazu. Ich kannte es ja nicht anders. Bei der Geburt hatte ich nämlich auf beiden Seiten einen Klumpfuß, also eine Kombination mehrere Fußfehlstellungen, einer verkürzten Achillessehne und deutlich reduzierter Wadenmuskulatur. Dank der OPs, Gipsbehandlung, Schienen und Physiotherapie war ich dadurch im Alltag aber kaum eingeschränkt.

Das war auch gut so, denn gleichzeitig hatte ich schon immer einen überbordenden Bewegungsdrang - meinen Eltern zufolge an der Grenze zur Hyperaktivität ... wenn nicht sogar drüber. Wenn es darum ging, was in der Freistunde unternommen wird, war ich definitiv in der ersten Reihe der Gruppe, die mit einem Fußball Richtung Sportplatz loszog. Die Freude, die es mir machte mich auszutoben war es definitiv wert, dass damit starke Schmerzen in den Füßen und Sprunggelenken einhergingen und ich am nächsten Morgen kaum auftreten konnte. Mit der Zeit nahm tägliches Training im Fitnessstudio und später Bouldern eine immer wichtigere Rolle für mich ein - insbesondere unzählige Beinübungen in der jugendlich illusorischen Hoffnung, ich könne dadurch meine schmächtigen Waden ausgleichen. Schmerzlich musste ich mir irgendwann eingestehen: "Ich werde optisch wohl immer ein Disco-Pumper bleiben...".

Einige Jahre später, während der Physiotherapieausbildung, kam dann der radikale Umschwung vom Kraftsport zum ausdauernden Radfahren. Und wie es der Zufall wollte, erkannte Dr. Peter Renner - mittlerweile mein Trainer - bei einer dranbleibER-Ausfahrt meine Klumpfüße und brachte mich im Sommer 2020 zum Paracycling und dem Herrmann Radteam. Über den Bayrischen Kader und einen unerwarteten EM-Titel 2021 ging es zu meiner ersten Saison in der Nationalmannschaft im Jahr 2022. Aufeinmal durfte ich an Rennen in ganz Europa teilnehmen, konnte mich mit Athleten mit gleichen oder ähnlichen Einschränkungen im fairen Vergleich messen und sogar bei WMs in Kanada und Brasilien starten - wirklich unglaubliche Erfahrungen! Ich bin den Verbänden und meinen persönlichen Partnern jeden Tag dankbar für diese Chancen und die großartige Unterstützung dabei.

Gleichzeitig stellte ich mir immer wieder die Frage:

Jakob Klinge Bahn WM Glasgow 2023 Einerverfolgung

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Sport ist in erster Linie Unterhaltung. Er lebt davon, dass andere Menschen sich dafür interessieren, Rennergebnisse verfolgen, am Streckenrand stehen und anfeuern, sich Videos darüber im Netz anschauen und ihre eigenen Vorbilder in der Sportart finden, denen sie als Fan nacheifern können. Dafür muss der Sport aber in der Öffentlichkeit sichtbar sein. Das ist beim Paracycling, quasi einer Nische in der Nische, leichter gesagt als getan. Trotzdem wollte ich es nicht auf mir sitzen lassen. Wenn ich schon die Möglichkeit bekomme dieses geniale Abenteuer erleben zu dürfen, musste ich zumindest versuchen ein bisschen besser Einblicke in unseren Sport zu geben, die teilweise komplexen Regeln und Rennmodi verständlicher zu machen und so die Öffenlichkeitswahrnehmung zu steigern. Diese Einblicke in den Pararadsport und meinen Trainingsalltag gibt es auf Instagram sowie auf meinem YouTube-Kanal zu finden und es wird immer wieder im Fernsehen darüber berichtet.

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"Wenn es hier eine Möglichkeit gibt, auch mit körperlichen Einschränkungen international Hochleistungssport zu betreiben, warum weiß davon niemand? Warum erfahre ich davon nur durch Zufall?"

Oliver Kremer, sports.pixolli.com